Der Kunstverein Langenhagen startet eine neue Vortrags- und Diskussionsreihe zur Theorie und Praxis von Kunst und ihrer Vermittlung

29.9.20, 19:00 Vor-Verhandlungen #1: Helmut Draxler

Die neue Vortrags- und Diskussionsserie Vor-Verhandlungen will Zugänge auf die Geschichten, Kontexte und Diskurse, die für einen Austausch über Kunst und ihre Vermittlung eine Rolle spielen, anbieten. Der von uns verwendete Begriff „Verhandlung“ geht davon aus, dass Kunst und ihre Präsentation eine Aufforderung beinhalten, sich über das Gezeigte, Inszenierte und Aufgeführte auszutauschen oder sogar zu streiten. Perspektiven von Ästhetik, Kunstwissenschaft, Kunstgeschichte, Politik und Philosophie bieten dabei Ansatzpunkte für eine Vertiefung solcher Verhandlungen.

Gleichzeitig wird mit dieser Serie über die grundsätzliche Funktionsweise einer Institution wie dem Kunstverein Langenhagen und seine Ansätze, Kunst zu vermitteln, reflektiert.

Für die erste Veranstaltung der Serie hält der Kunsthistoriker und Kulturtheoretiker Helmut Draxler einen Vortrag mit dem Titel:

Die Form der Politik und ihre Vermittlung

Hat die Politik eine Form? Oder ist sie genau dasjenige, das als Handlung, Praxis oder Ereignis jede Form überwindet? Um im sozialen Raum und in der sozialen Zeit überhaupt in Erscheinung treten zu können, bedarf sie zweifellos einer Form. Und doch tritt Politik häufig in einer Form auf, die ihre eigene Formalität, Geformtheit oder Formiertheit zu negieren scheint. Hierbei transformiert sich das transzendentale Ziel, jeder formalen Beschränktheit zu entkommen, in einen empirischen Gestus, so als ob im Hier und Jetzt bereits formlos gesprochen werden könnte. In dieser Geste wurzeln die unbedingten Wahrheitsansprüche der unterschiedlichsten politischen Diskurse; sie immunisieren sich so gegen Kritik und verdecken ihre je eigene Verstricktheit in Unwahrheit und Macht.

Helmut Draxler ist Professor für Kunsttheorie an der Universität Wien. Als Kunsthistoriker und Kulturtheoretiker publiziert er regelmäßig zu Theorie und Praxis der Gegenwartskunst. Von 1992–1995 war er Direktor des Kunstvereins in München, von 1999–2012 Professor für Ästhetische Theorie an der Merz Akademie, Hochschule für Gestaltung, Kunst und Medien in Stuttgart. Zwischen 2004–2006 arbeitete er gemeinsam mit Sabeth Buchmann und Stephan Geene am Forschungsprojekt „Film und Biopolitik“ an der Ian van Eyck-Akademie in Maastricht, und von 2005–2008 war er als Mitglied des Ankaufsbeirats der Nationalgalerie, Hamburger Bahnhof in Berlin tätig. Von 2013 bis 2014 hatte er die Professor für Kunsttheorie und Kunstvermittlung an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg inne.

Anmeldung unter: mail@kunstverein-langenhagen.de

www.kunstverein-langenhagen.de/

Mitglieder des Teams des Kunstverein Langenhagens werden im WS 2020/21 im Rahmen des Seminars „Das Modell Kunstverein“ über ihre Arbeit sprechen.