Der Kunstverein als basisdemokratisches Modell?
KV — Verein für zeitgenössische Kunst Leipzig e.V.

Online-Gesprächsrunde mit Teammitgliedern des KV Leipzig und anschließender Diskussion am 18.12., 17–19 Uhr

Eine Veranstaltung der Reihe #kuratorischepraxis in Zusammenarbeit mit Sarah Maria Kaiser

Der KV — Verein für zeitgenössische Kunst Leipzig ist ein Kunstverein ohne Kurator:in, ohne Assistent:innen, ohne Geschäftsfüherer:in und ohne Buchhalter:in. Er wird geführt von einem Kollektiv: Eine Gruppe von Personen aus dem Kunstfeld und angrenzenden Bereichen hat sich zusammengefunden, um gemeinsam und ehrenamtlich das Programm zu gestalten. Dieses bezieht seine Dynamik nicht zuletzt daraus, dass verschiedene Veranstaltungsformate miteinander verknüpft und unterschiedliche Akteur:innen in einen Austausch gebracht werden. Fragen nach Autorschaft und Verantwortung sind einem ständigen Aushandlungsprozess unterworfen, Kooperation und Kommunikation werden zu unerlässlichen Bestandteilen des Organisierens und Kuratierens.

Kurzinfo zum KV

Der KV — Verein für zeitgenössische Kunst Leipzig e.V. wurde 2014 gegründet, um eine Plattform für die professionelle Präsentation und Vermittlung zeitgenössischer Kunst und ihrer Verbindungen in angrenzende Bereiche und die Gesellschaft zu bieten. Der KV Leipzig arbeitet mit Künstler:innen, die am Beginn ihrer Karriere stehen, gibt ihnen einen Raum, zeigt ihre Arbeiten zusammen mit Werken etablierter Positionen und lädt dazu ein, zu diskutieren. Der Wechsel von lokalen und internationalen Positionen sowie die Realisierung kooperativer Projekte mit verschiedenen Partner:innen setzt entscheidende Impulse für das kulturelle Klima der Stadt Leipzig, in der der KV eine feste Größe ist. Er kann mit mehreren tausend Besucher:innen pro Jahr aufwarten. Auch international macht sich der Verein durch sein Ausstellungsprogramm, aber auch durch sein spezielles Institutionsmodell einen Namen. Denn ebenso wichtig wie die Förderung der Kunst und des künstlerischen Nachwuchses ist die Arbeit an der Frage nach dem Modell des Kunstvereins und dessen Institutionalisierung.

Die kollektive Führung des KV erprobt ein Modell, das sich den lokalen Gegebenheiten und historischen Besonderheiten Leipzigs verpflichtet fühlt und diese als Ausgangspunkt nimmt, um über globale Phänomene zu reflektieren. So hat der KV trotz der recht kurzen Zeit seines Bestehens ein erkennbares Profil entwickeln können, das für ein nicht-hierarchisches Modell der Zusammenarbeit stehen kann; einer Zusammenarbeit des Teams mit den Künstler:innen, mit Besucher:innen, mit anderen Mitgliedern und untereinander. Das ehrenamtliche Team besteht aus Personen, die professionell im kulturellen Feld arbeiten – Künstler:innen, Theoretiker:innen, Gestalter:innen, Architekt:innen und Kurator:innen – und teilweise auf langjährige Erfahrungen im Kunst- und Ausstellungsmachen, im Publizieren und in der Lehre zurückgreifen können. Es ist offen für alle Vereinsmitglieder. Alle wichtige Entscheidungen werden in einem öffentlichen Plenum diskutiert und demokratisch getroffen. Jede:r kann mitsprechen; jede:r kann ihre:seine Position im Produktionsprozess selbst bestimmen. So entsteht ein zeitgemäßes, lebendiges und produktives Miteinander, bei dem verschiedene Erfahrungshintergründe auf ein umfangreiches Methodenrepertoire treffen. Dadurch unterscheidet sich der KV als Produzent:innen-Kollektiv wesentlich von der Struktur traditioneller bürgerlicher Kunstvereine. Umso wichtiger sind aber auch aktive Mitglieder, die die Unterstützung zeitgenössischer Kunst zu ihrem persönlichen Anliegen machen.

Der KV nutzt für seine Veranstaltungen unterschiedlichste Formate wie thematische Gruppen- und Einzelausstellungen internationaler Künstler:innen, Workshops, Filmscreenings, Vorträge, Diskussionsveranstaltungen, Performances, Vermittlungs-, Bildungs- und Publikationsprojekte, Konzerte und stadtteilbezogene Veranstaltungen. Darüber hinaus kooperiert er mit anderen lokalen und internationalen Kunstinstitutionen und Kulturproduzent:innen, aber auch mit Initiativen und Akteur:innen außerhalb des Kunstfeldes mit denen er ein gemeinsames gesellschaftspolitisches Interesse teilt. Zudem gibt es enge Verbindungen zu lokalen Institutionen wie beispielsweise zur Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, zum Deutschen Literaturinstitut, zur Leipziger Buchmesse und zum f/stop Festival für Fotografie Leipzig.

2019 erhielt der KV den ADKV-ART COLOGNE Preis für Kunstvereine. In der Jurybegründung heißt es: „Die Jury freut sich, mit dem KV — Verein für zeitgenössische Kunst Leipzig e.V. eine Initiative mit dem ADKV-ART COLOGNE Preis für Kunstvereine auszuzeichnen, die in einem transformativen Prozess in den vergangenen fünf Jahren eine bereits bestehende Struktur völlig neu organisiert hat. Mit einem großen ehrenamtlichen Engagement wird gegenwärtig ein dicht gewebtes Programm verwirklicht, das seine Dynamik nicht zuletzt auch aus der Gleichbehandlung der verschiedenen, thematisch miteinander verknüpften Veranstaltungsformate wie Ausstellungen, Performances oder Diskussionen bezieht. Besonders die Betonung von Begegnung und kritischem Austausch machen den KV zu einem wichtigen Teil der städtischen Nachbarschaft.“

Wir bitten um Anmeldung unter info@kunstverein-hildesheim.de bis zum 16.12., da die Plätze begrenzt sind. Die Zugangsdaten (Link zu der Videokonferenz, über die wir zusammenkommen werden) schicken wir nach erfolgter Anmeldung herum.

#kuratorischepraxis ist eine fortlaufende Veranstaltungsreihe in Kooperation mit dem Kunstverein Hildesheim, die von Nora Brünger (Leitung des Kunstvereins Hildesheim) und Fiona McGovern (Juniorprofessorin für kuratorische Praxis und Kunstvermittlung) 2019 initiiert wurde. Die aktuelle Veranstaltung entstand in direkter Zusammenarbeit mit Sarah Maria Kaiser (GAK Gesellschaft für aktuelle Kunst Bremen und derzeitig Lehrbeauftragte am Institut für Bildende Kunst und Kunstwissenschaft der Universität Hildesheim).

Bild oben: Logo des KV Leipzig

Die Veranstaltung wird gefördert durch: