Teilnehmer*innen: Jule Lina Fischer, Wiebke Hütter, Paula Nitsche, Lucienne Pilliger, Lucy Schreiber, Sarah-Isabel Francos Hohmann, Alina Homann, Lucia Schoppenhorst, Emma Göttgens, Sara Reifenscheid, Malin Denkena, Verena Otto, Ana Manhey Ahrens, Leah Fot, Nina Diel, Lina Roxana Czapla

Dozentin: Nora Brünger

Angelehnt an die Gruppenausstellung caring structures im Kunstverein Hildesheim, haben wir uns im Seminar auch mit „Care“ beschäftigt – Caring Utopia, eine Auseinandersetzung mit „Care“ in bildender Kunst und kuratorischer Praxis. 

Link zum Padlet: https://padlet.com/chgoettgens/26ow1sye3v3aplki

Care meint schützen, pflegen, kümmern – um sich selbst, um Andere, sowie um die Umwelt, Achtsamkeit, Zuwendung – je länger wir über Care nachdenken, desto umfangreicher wird die Dimension, in der wir uns dann befinden. Sie reicht von persönlichen zu kapitalistischen Strukturen, hin zu einem Begreifen von Care als ein komplexes Ökosystem – und ist damit mannigfaltig an Bedeutungen. Schnell wird klar, Care-Arbeit umgibt uns mehr, als uns mitunter bewusst ist. Sie kann auch als Voraussetzung zum Leben verstanden werden. 

Wo finden wir Care, wo wird Care geschätzt und wie? Sorge um und für wen von wem? Welche Missstände gibt es in unserer Gesellschaft und in welchen strukturellen Unterschieden leben wir im Bezug auf Care? Wie wird Care neu gedacht? Welche Forderungen und Chancen umfasst Care? Diese Fragen und andere haben uns bei der Begegnung mit den ausstellenden Künstler*innen begleitet. 

So stellt Johanna Hedva in dem Essay „Sick Woman Theory“ (2020) unter anderem die dringende Forderung, Care neu zu denken und ein gesellschaftliches Umdenken anzuregen, bevor es zu spät ist.

„Jetzt könnte ein guter Zeitpunkt sein, unsere Vorstellung davon, wie eine Revolution aussehen könnte, zu überdenken. Vielleicht sind es keine wütenden, leistungsfähigen Körper, die als Demonstrationszug durch die Straßen ziehen. Vielleicht sieht es eher wie ein Stillstehen der Welt aus, weil alle Körper erschöpft sind – Care muss Priorität bekommen, bevor es zu spät ist.”

Vor allem seit letztem Jahr wird nachdrücklich sichtbar wie unsichtbar Care-Arbeit oft erscheint, wo diese doch einen fundamentalen Baustein einer funktionierenden Gesellschaft bildet, ohne diesen unser System zusammenbräche. Wie können wir also gemeinsam daran mitwirken Care-Arbeit zu sichern, zu pflegen und insbesondere, ihren gesellschaftlichen Stellenwert zu revolutionieren? 

Einige umfangreiche Antworten geben uns die Werke der Künstler*innen der Gruppenaus-stellung caring structures. In Form einer Hommage an Schwarze Feminist*innen, die gegen Missstände gekämpft haben [edna bonhomme]; als Sammlung und ein Vorstellen von krisen-relevanten Methoden, Übungen und Ressourcen [Feministische Gesundheitsrecherchegruppe (Julia Bonn/ Inga Zimprich)]; sowie als Reflexion der gesellschaftspolitischen und persönlichen Ebenen von Gesundheit, Krankheit und Care mit der Forderung nach einem inklusiven und solidarischen Umgang miteinander und in einem Essay mit direktem Bezug zur Corona Pandemie [Johanna Hedva]. Oder anhand dokumentarfilmischer Auseinandersetzung mit Care-Arbeit als Selbstermächtigung, strukturellem Missbrauch oder spirituellem Akt [Lizza May David & Claudia Liebelt]; als audiovisuelles Manifest mit der Forderung nach einer queeren, crippen und inklusiven Zukunft [Romily Alice Walden]; oder als Darstellung von Selbstheilungsmethoden im Posterformat [Sophie Krambrich]. So vielseitig die Bedeutung von Care ist auch die Ausein-andersetzung in bildender Kunst und kuratorischer Praxis.

Eine Wortwolke zum Thema Care und zur Ausstellung caring structures, die Wörter sind in verschiedenen Größen geschrieben, je nachdem wie häufig sie in der Begriffssammlung genannt wurden. Die Begriffe lauten: community care, ressources, kuratorische praxis, transnational, access needs, inkulsion, fundamental, Dienstleistung, Toleranz.

Einige Assoziationen zu den vielfältigen Bedeutungen von Care:

Sorgetragen • Aufmerksamkeit • Fürsorge • Pflege • Zuwendung • ökonomische, spirituelle, lohnende Arbeit • gottgefällige Handlung • spiritueller Akt • Selbstermächtigung • Emanzipation (Philippinische Care-Arbeiter*innen in Israel) • struktureller Missbrauch • Ausbeutung • kollektives Wissen • kollektive Räume • Orteder Zugehörigkeit • Aneignung • transnational • Care-Ökonomie am schnellsten wachsender Markt • Care-Arbeit aktuell wichtigster Arbeitsmarkt für Migrant*innen • Mehrheit an Frauen • Bewegung innerhalb internationaler Arbeitsmärkte • 70,1 Millionen Menschen weltweit in privaten Haushalten(IAO) • um Arbeit und Wirtschaft herum • Haushalt • Zusammenleben ins Zentrum • unterschiedliche Bedürfnisse • Arbeit und Care Zusammendenken • Gesetze für mehr Gleichberechtigung • neue Maßstäbe – Gleichberechtigung passt nicht in 40h Woche • lebensnotwendiges Fundament unsererGesellschaft • im Zentrum das Leben und seine Erhaltung • wir alle • Anerkennung • nicht allumfassend möglich • Ressourcen • Ausschluss • Ausschluss entgegenwirken • Anpassung • Teilnahme • Teilhabe • repair • maintain • Equal Care • Vorstellung • Revolution • braucht Priorität • Hoffnung • Appell • Forderung • entgegen struktureller Diskriminierung • queer • feministisch • Wissen • (Selbst)Heilung • universelle Verletzlichkeit aller Körper • Einsicht • gegenseitige Abhängigkeit • in Reibung mit normierten Werten • Vorstellungen • Produktivität und Leistung? • entgegen Ableismus • gegen Rassismus • Öffnung von Raum • Nachdenken • aktivistisch • akut • vielfältig • individuell • lösen von Binarität „krank“ – „gesund“ • gewaltfrei • inklusiv • Gleichberechtigung • sich selbst als Teil eines komplexes Ökosystem begreifen • Frei(heit)