Teilnehmer*innen: Mascha Damitz, Lea-Marie Eckhoff, Selina Katja Hillebrand, Ana Sua Kahlfeld-Hernandez, Marleen Kölmel, Joachim Maulbetsch, Sina Pieper, Svenja Raschke, Max Reiniger, Lina Richter, Lina Wegner, Natalia Yakovina

Dozentin: Agnieszka Roguski

Konzept und Aufgabenstellung

Was bedeutet das Öffentlich-Werden des Selbst im Postdigitalen für damit einhergehende Subjektivitätsversprechen – und deren Integration in soziale und politische Kontexte? Die Relevanz der (Un-)Sichtbarkeit informeller Kommunikations- und Narrations-Strategien scheint aktueller denn je; neben Fake News und Filter Bubble sind es das Viral- Werden und Zirkulieren von Bildern, Inhalten und Informationen, die politische Entscheidungen beeinflussen und dabei ein Pendant zu nicht-digitalen Übertragungsformen bilden.

Netzwerke wachsen, Gruppen bilden und verändern sich. Auch die kleinste soziale Einheit – das Selbst – wird in diesen sozialen Austauschprozessen konstruiert und moduliert. Damit werden Politiken des Ein- und Ausschluss zur Bedingung eines Selbst, das sich innerhalb dieser Infrastrukturen authentifizieren muss, um an Netzwerken teilnehmen zu können. Dies verlangt eine Betrachtung der Produktions- und Gestaltungsmöglichkeiten des Selbst mit sozialen Infrastrukturen; deren Nutzung, Aneignung, Neu-Formulierung oder Re- Inszenierung. Alltagspraxen rücken in den Vordergrund, die Potenziale des Queerings bestehender Kommunikationsmuster tragen: als Counter-Narratives, Gegen-Öffentlichkeiten und Neu-Formulierungen von visuellen Ordnungen.

Ziel des Seminars war die kritische Untersuchung informeller und undurchsichtiger Praktiken, die in digitalen Netzwerken ein Selbst erst sichtbar machen. Dabei ging es um die Frage, unter welchen sozialen, ästhetischen und ökonomischen Bedingungen dieses Selbst öffentlich wird – und welche Möglichkeiten es gibt, neue Vorstellungen, Darstellungen und Narrative eines Selbst zu realisieren. Gossip – das Austauschen trivialer und manipulierter Informationen – wurde dabei als Instrument genutzt, Vorstellungen des Authentischen kritisch zu hinterfragen und neue mediale Infrastrukturen zu schaffen.
Diskutiert wurden auf theoretischer Ebene infrastrukturelle Bedingungen des Post-Digitalen (Florian Cramer, Keller Easterling) und sich darin entwickelnde Konzeptionen von (Inter- )Subjektivität (Rob Horning, Wendy Chun), um sie auf die Praxis des Gossip (Hannah Black, Isabelle Graw, Marc Siegel) und daran anschließende Strategien des Queerings (Sara Ahmed, Esteban Muñoz) hin weiterzudenken und mit Beispielen aus der zeitgenössischen Kunst ins Verhältnis zu setzen. Am Ende der Übung stand die Erarbeitung eines auf Gossip- Strategien basierenden Präsentationsmodus, der auf künstlerische und/oder kuratorische Weise fluide, mehrstimmige Formen eines „networked self“ sichtbar macht – oder seine Unsichtbarkeit zeigt.

Die Studierenden entschieden sich dafür, gemeinsam eine fiktive Galerie zu gründen, die sich ausschließlich durch Gossip konstituiert. Eine Alternative zum kommerziellen Kunstmarkt formulierend, gründet die Galerie auf Andeutungen, Erzählungen und Exklusivitäts-Versprechen. Die Studierenden erarbeiteten dafür verschiedene Strategien des Öffentlich-Werdens, die ein mediales Spektrum von Instagram über Website, Telegram-Chat und Zeitungsartikel miteinander in Beziehung setzten.

Video der Chit-Chat GmbH

Website der Galerie Luftschloss

@galerie.luftschloss

Über weitere Infos und Hinweise freuen wir uns sehr! 

Anlagen

Team Jolie von Hannah Black [vor 7 Jahren]

PDF mit Text zu Hannah Black

Zeitungsartikel zur Galerie Luftschloss